„Pilger der Hoffnung“ – so lautet das Leitwort des Heiligen Jahres, das die Katholische Kirche dieses Jahr begeht. Hier in Oyem wird das sehr wichtig und auch wörtlich genommen, sodass die Diözese neben Workshops zum Thema mehrere Wallfahrten geplant hat. Die erste davon ging auf den Mont Koum, ein etwas größerer Hügel mitten im Regenwald, von dem man eine fantastische Aussicht über die Landschaft hat. Ich möchte daher diesen Beitrag nutzen, um von unserem Ausflug zu erzählen und dabei auch näher auf Natur und Klima hier eingehen.
Wandern & Beten
Der Tag begann für uns, also zwei Schwestern, die Internatsmädchen und mich, früh am Morgen mit Frühstücken, Brotzeit herrichten und Rucksack packen. Mit etwas Verspätung wurden wir dann um 8:00 Uhr abgeholt und sind zu einer benachbarten Pfarrei gefahren, wo sich alle Pilger versammelt haben – viele mit T-Shirts und Kappis mit dem Logo des Heiligen Jahres, die meisten anderen der Kleiderordnung entsprechend in weißen T-Shirts. Nachdem alle, die sich angemeldet hatten, da waren, sind wir losgefahren zum Mont Koum. An die abenteuerlichen Autofahrten bin ich inzwischen gewöhnt: Anfangs habe ich mich noch unwohl gefühlt, weil man sich nicht anschnallt, jetzt finde ich es normal, zu viert auf der Rückbank und auf Holzbänken auf der Ladefläche mitzufahren. Für mich ist es immer richtig spannend, durch das Land zu fahren, weil man neben Regenwald und Dörfern so viel entdecken kann. Auf dieser Fahrt sind wir zum Beispiel am Stadium von Oyem vorbeigekommen, das extra für die Fußball-Afrikameisterschaft 2017 gebaut wurde und mitten im Wald liegt. In einem Dorf neben dem Berg haben wir dann auf den Segen des Bischofs gewartet und sind dann um 11:00 Uhr losgegangen.
Erst ging es die Straße weiter entlang, dann auf einem schmalen Pfad durch ein Stück Regenwald und schließlich in einem letzten Anstieg zum Gipfelkreuz. Das Wandern und die Natur hat mir sehr gut getan, aber das Chaos mit den vielen Pilgern war auch sehr anstrengend, weil es ständig Stau und Hin- und Hergerufe gab. Die nächsten drei Stunden am Gipfel wurde dann viel gebetet, gebeichtet, geredet, gegessen oder auch einfach nur in der Sonne gechillt und die Aussicht genossen. Die war am Gipfel sehr intensiv, weil dieser nur von Gras bewachsen ist und es keinen Schatten gab. Das war am Anfang auch sehr schön, ich habe mir aber trotz mehrfachen Eincremens fast einen Sonnenbrand geholt. Nach der Messe (und dem letzten Fotoshooting) ging es dann um ca. 17:00 Uhr an den Abstieg, wo die Sonne schon tief stand. Der hat auch gedauert, weil sich viele mit den Flipflops schwer getan haben, ich wurde aber mit einem Joghurt mit Couscous belohnt und habe mich gut unterhalten. Wieder in Oyem angekommen und eine Dusche später war ich dann auch ziemlich fertig – und zufrieden. Ich habe das Wandern, Rauskommen und Entdecken richtig genossen und konnte gut meine Gedanken sortieren und Gott anvertrauen.
Natur und Klima
Vom Mont Koum hatte man eine wunderschöne Aussicht über den Regenwald und der bestimmt auch die Natur in Gabun: Mehr als 70 % der Landesfläche sind von ihm bedeckt. Im Regenwald findet man eine hohe biologische Vielfalt; bekannt ist Gabun vor allem für seine Waldelefanten, Flachlandgorillas und Mandrille (von denen habe ich glücklicherweise noch keinen getroffen). Was mir am Wald auffällt, ist, dass er viel dichter ist als bei uns und es keine Nadelbäume gibt, dafür Palmen, Lianen und Aufsitzerpflanzen. Weil aber alles so grün ist, fühl ich mich gerade in der Natur fast wie daheim. Ich erkunde auch immer gern den Garten der Schwestern und mach fleißig Blumenfotos (die sich dann in den Gedichtsposts finden). Für die Flora entscheidend ist natürlich das Klima, was hier am Äquator ganz anders ist als in Deutschland. Gabun liegt nämlich in den Tropen, das bedeutet: ganzjährig feucht und warm. Es gibt keine Jahreszeiten wie bei uns (ich bin immer noch verwirrt, woher die Pflanze dann weiß, wann sie wachsen soll), sondern Regen- und Trockenzeiten. Für Gabun geht die Regenzeit von Oktober bis Mai, wobei es an Weihnachten kurz sonnig und trocken wird, von Juni bis September folgt dann die große Trockenzeit. Die unterschiedliche Lage merkt man auch an der Sonne: die geht hier jeden Tag um 7:00 Uhr auf und um 19:00 Uhr unter und die Tage sind gleich lang.
Und wie fühlt sich das Klima jetzt an? Ich muss sagen, bei warm und feucht hatte ich schon meine Befürchtungen, viel schwitzen und schlecht schlafen zu müssen. Bei meiner Ankunft in Libreville hat sich das auch ein bisschen bestätigt und die Hitze hat mir sehr zu schaffen gemacht. Es hat eigentlich immer die Sonne geschienen und trotz der hohen Luftfeuchtigkeit nur einmal kurz genieselt, ohne wirklich abzukühlen. Hier in Oyem ist das Klima aber richtig angenehm, was vor allem am Regenwald liegt, von dem ständig ein kühler Dunst ausgeht. In den Nächten und auch bei Regen kühlt es dann richtig ab, da sitze ich dann auch mal mit Pulli, Decke und Tee da. Morgens ist es immer neblig oder bewölkt, so richtig kommt die Sonne oft erst mittags raus. Wenn die Sonne dann da ist, kann es aber auch richtig heiß werden. Zwischendurch regnet es dann immer mal wieder, das ist völlig unvorhersehbar, wann und wie lange der Regen fällt, aber wenn es regnet, dann schüttet und gewittert es meistens richtig.
Abschließend lässt sich sagen, dass ich mich hier sehr wohl fühle, sowohl klimatisch als auch von den Menschen und Erfahrungen!
Und damit viele Grüße aus Oyem!