Mein Alltag

Es ist 6:00 Uhr morgens und mein Wecker klingelt. Aufstehen – anziehen – beten – frühstücken: Mein Tag beginnt. Und ich muss kaum mehr überlegen, was heute alles ansteht.
Jetzt habe ich schon die Hälfte meines Freiwilligendienstes hinter mir und in den vergangenen Monaten total viel gelernt und erlebt. Gerade habe ich aber auch das Gefühl, einfach angekommen zu sein: Ich kenne die Abläufe und hab eine feste Routine, wie meine Tage ablaufen. Von meinen Aufgaben habe ich ja schon im Post „Es geht los: Feiern und Spielen“ berichtet und an denen hat sich auch im Wesentlichen nichts geändert. In diesem Post möchte ich zeigen, wie mein Alltag und meine Arbeit mit den Kindern konkret aussieht.

Alltag zwischen Routine und Abenteuer

Grundsätzlich sehen alle meine Tage unterschiedlich aus, weil ich auch viele verschiedene Aufgaben hab. Und bei der Arbeit mit den Kindern ist jeder Tag ein kleines Abenteuer, weil manchmal alles glatt läuft, manchmal total Schönes passiert, man manchmal aber auch einfach frustriert ist. Und daran, wie spontan dann doch noch Sachen dazwischenkommen, gewöhne ich mich nur mit Mühe. Dass die Arbeit mit den Kindern dabei nie langweilig wird und immer bereichernd ist, erfüllt mich dabei sehr.

Aufstehen und Ankunft

Die Schwestern und Internatsmädchen stehen hier schon um 5:30 Uhr auf, ich schaffe es erst um 6:00 Uhr aus dem Bett und geh nach meiner persönlichen Morgenroutine erstmal Frühstücken. Um 7:15 Uhr kommen dann auch schon die ersten Kinder in der Schule an. Die beaufsichtige ich dann, lausche ihren Erzählungen, lese mit ihnen und verhindere Konflikte (vor allem darum, wem welcher Platz gehört). Um 8:00 Uhr ist dann Morgenappell, wo wir den Tag mit Animationen, Liedern, Gebet und einem Impuls starten. Montags singen die Kinder dann noch zum Hissen der Fahne die Nationalhymne und ziehen danach in die Klassen.

Latein mit der 6. Klasse

Montags geht es für mich dann weiter in der 6. Klasse am Lycée „Marie Domnique“ der Schwestern, wo ich Lateinunterricht gebe. Da die Klasse aus nur zwei Schülern besteht, kann ich den Unterricht sehr individuell gestalten und auf die beiden eingehen. Dass sie bereits in der 6. Klasse Lateinunterricht haben, ist zwar ungewöhnlich, die beiden sind aber mit einigem Eifer dabei und meistern schon vieles. Besonders die Wettbewerbe, wer schneller konjugieren/deklinieren kann, sind immer sehr lustig!

Da sein im Kindergarten

Bis zur Pause um 10:30 Uhr bin ich dann noch bei den Vierjährigen im Kindergarten. Je nachdem, was gerade ansteht, bin ich einfach da und helfe mit. Manchmal mache ich eine Unterrichtseinheit mit den Kindern, wo sie dann zum Beispiel lernen, Dreiecke von anderen Formen zu unterscheiden oder wie man sich in bestimmten Situation wie im Straßenverkehr richtig verhält. Oft arbeite ich auch einfach mit den Kindern, die sich mit den Aufgaben schwerer tun, und zeichne mit ihnen Buchstaben. Und vor der Pause, in der gespielt wird, ist immer Zeit zum Brotzeit machen, wo ich dann Chips- und Kekstüten aufmache und Strohhalme in den Saftkarton stecke. Weil ich mit den Kindern im Kindergarten die meiste Zeit verbringe, kenne ich sie auch schon sehr gut und es ist richtig schön, sie beim Großwerden zu begleiten.

Pause

In den Pausen spiele ich mit den Kindergartenkindern, springe Seil mit den Größeren, lese mit den Kindern, die üben wollen oder höre mir ihre Geschichten an. Manchmal kaufe ich mir auch Crêpes mit Schokolade in der Boutique der Schwestern (mmmh) und nutze die Zeit zum Runterkommen. Ansonsten passe ich auf, dass nichts passiert, und bin einfach da.

1. Klasse: Lesen & Schreiben

Montags bin ich danach in der 1. Klasse. Von 11:00-12:30 Uhr helfe ich im Klassenzimmer, wo ich die Kinder beim Rechnen unterstütze. Das ist oft sehr laut und anstrengend, aber auch ein großer Erfolg, wenn wir dann endlich das richtige Ergebnis gefunden haben! Nach der zweiten Pause mache ich dann noch mit den Erstklässlern, die Lese- und Schreibschwierigkeiten haben, eine Art Intensivierung bis 14:30 Uhr. Weil die Kinder am Ende des Tages schon müde sind, fällt ihnen gerade da die Konzentration schwer, aber wenn jedes Kind einmal konzentriert gelesen hat, bin ich schon zufrieden, auch wenn dann 15 Minuten vor Schluss Chaos ausbricht. Und natürlich bin ich jedes Mal stolz, wenn ein Kind Fortschritte macht!

Siesta

Sobald ich mich dann von den Kindern verabschiedet habe, gehts erstmal zum Essen. Danach bin ich dann auch meistens ziemlich ausgelaugt und brauche eine kleine Pause, wo ich dann schlafe, lese oder am Handy rumdödele.

Basteln und Reden

Um 16:00 Uhr steht dann eine Stunde Basteln mit der Präaspirantin an. Basteln macht mir viel Spaß, ihr leider gar keinen, aber meistens reden wir dann sowieso mehr als dass wir arbeiten. Und sich mit jemandem über die Kinder auszutauschen, tut mir auch gut. Gebastelt haben wir zum Beispiel Papierblumen, Kerzen oder ein Willkommensschild für die Schwestern.

Internat

Im Anschluss geh ich dann bis 22:00 Uhr ins Internat, wo ich auch einfach da bin. Manchmal bereite ich Unterricht vor, während die Mädchen lernen, oder helfe ihnen beim Kochen. Meistens ist es dann eine Mischung aus Eisessen, Reden und Lernen, z. B. Englisch, wo ich ihnen helfe. Es passieren aber auch immer wieder lustige Dinge: Letztens ist während dem Essen die Bank unter den Mädchen auseinandergebrochen und während wir noch lachend die Trümmer begutachtet haben, fiel der Strom aus und und wir standen ohne Taschenlampe im Dunkeln.

Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit meinem Alltag, weil er für mich genau die richtige Mischung aus Abwechslung und Routine ist und mir macht das Leben hier immer noch viel Spaß!

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