Nach mehr als einem Monat hier in Gabun hat sich schon einiges getan, denn neben der Schule fangen jetzt auch Ausbildungszentrum, Oratorium und Wahlkurse an – dabei gibt es natürlich viel zum Vorbereiten, Planen und Dekorieren und meine Tage füllen sich.
Für das Ausbildungszentrum wurde in Zusammenarbeit mit der Französischen Botschaft in Gabun ein Projekt gestartet, dass die Ausbildung zur Pflegehelferin besonders für Frauen und vulnerable Gruppen fördert. Zur Eröffnungszeremonie des Projekts war nicht nur eine Vertreterin der Botschaft, sondern auch der Gouverneur der hiesigen Provinz Woleu-Ntem anwesend. Dementsprechend musste auch geplant und dekoriert werden: Den richtigen Saal finden, leer räumen, bestuhlen, Schränke dekorieren und Tischdecken mit Stecknadeln an den Seiten in Falten legen, Getränke und Gebäck besorgen und vieles mehr. Bei einigem konnte ich mithelfen und hab am Vormittag vor der Zeremonie noch den Saal von den vielen toten Fliegen am Boden befreit, die uns der Regen an den Tagen davor beschert hat.
Auch das Oratorium wurde feierlich eröffnet – wenn auch auf ganz andere Weise. Anders als der Name manchem Lateiner zunächst suggeriert, geht es dabei in erster Linie nicht ums Beten. Das Oratorium ist typisch salesianisch und als Spiel- und Spaßnachmittag für Kinder konzipiert. In Oyem findet es jeden Samstag von 14:30-17:00 Uhr statt und ist für Kinder bis ca. 15 Jahre gedacht (für die Älteren gibt es dann das Jugendzentrum). An den letzten zwei Samstagen haben wir zur Eröffnung verschiedene Spiele angeboten (Sackhüpfen, Dosenwerfen, Fischen, Wasserspiele, Reise-nach-Jerusalem, Limbo und noch ein paar mehr). Ab nächsten Samstag allerdings gibt es dann Aktivitäten, für die sich die Kinder entscheiden müssen: Fußball, Tanzen, Frisieren, Backen und Basteln, was ich übernehmen werde.
Auch in der Schule habe ich zunehmend eigenständige Aufgaben: Der 6. Klasse gebe ich zweimal die Woche Latein- und einmal Informatikunterricht und in der 1.-3. Klasse arbeite ich in einem eigenen Raum mit den Kindern, die große Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben haben. Manchmal kommt es dann aber doch anders, so habe ich vor ein paar Tagen die ganze 2. Klasse für zwei Stunden allein unterrichtet (die Lehrerin musste spontan bei einer Veranstaltung des Ausbildungszentrums helfen). Das war ganz schön anstrengend, es sind immerhin 39 Kinder, die es gewohnt sind, dass man laut und streng mit ihnen spricht, aber so eine Aufgabe dann trotzdem zu bewältigen, gibt mir auch für weitere Herausforderungen Mut und Selbstbewusstsein.
Meine Abende verbringe ich an zwei oder drei Abenden die Woche im Internat mit den 15 Mädchen zwischen 10 und 20 Jahren. Ich helfe ihnen bei ihren Hausaufgaben, spiele mit ihnen, bete mit ihnen (tageweise abwechselnd Rosenkranz und Stundengebet), esse mit und tausche mich aus. Gerade mit den älteren Mädchen habe ich mich schon ein bisschen angefreundet und viel über die Kultur hier gelernt, von ein paar Fang-Wörtern (die Sprache der Ethnie der Fang im nördlichen Gabun) bis zum Umgang der Eltern mit dem ersten Freund der Tochter. Und auch das Spielen macht immer Spaß: Beim Mensch-ärgere-dich-nicht kann man den Gegner nicht nur rausschmeißen, sondern sogar einsperren, und Reise-nach-Jerusalem auf Flipflops statt Stühlen ist episch. Ich freu mich auf alle Fälle immer, Zeit mit Mädchen zu verbringen, langweilig wird es nie!
Nach diesem kleinen Update viele Grüße nach Hause! Vielen Dank an alle, die mich aus der Ferne unterstützen, mir Tipps zum Flicken von T-Shirts geben oder mich an einem blöden Tag aufmuntern (@Mama)! Und danke auch an alle, die für mich beten, vor allem an die Don-Bosco-Schwestern in München, die uns VIDES-Volontäre abwechseln ins Gebet miteinschließen!
Also Reise nach Jerusalem auf FlipFlops musst du uns definitiv mal zeigen, wenn du wieder da bist. Das hört sich echt wild an 🙂
Hehe können wir gern machen <3
Banger Bild